Naturspeichersee Nair Pitschen

FÜR EIN NACHHALTIGES ERLEBNIS

Bis Ende 2025 wird auf Corviglia der zweite Naturspeichersee Nair Pitschen gebaut. Um die Umsetzung des aktuell grössten Projekts von Engadin St. Moritz Mountains abseits der Baustelle mitverfolgen zu können, erfolgte zugleich zum ersten Spatenstich auch der Kickoff für diese Internetseite. Hier wird schon bald zu lesen und zu sehen sein, welche Schritte geschehen sind und welche als Nächstes stattfinden werden. Für alle, die sich für diesen wichtigen Meilenstein im Hinblick auf eine langfristige, nachhaltige Entwicklung des Ski- und Erlebnisgebiets Corviglia interessieren, lohnt es sich also, hier hin und wieder reinzuschauen. Bei allen, die den Baustellenverkehr direkt mitbekommen, bedanken wir uns fürs Verständnis.

KLEINER SEE, GROSSE WIRKUNG

Fürs Erste mal kurz und knapp, warum der «Lej Nair Pitschen», was übersetzt «kleiner schwarzer See» bedeutet, gebaut wird.

100 Prozent Schneewasser-Recycling
Dank dem Naturspeichersee Nair Pitschen als zusätzlichem Reservoir zum bestehenden Naturspeichersee Lej Alv können die Pisten ausschliesslich mit Schmelzwasser beschneit werden.

Mehr Planungs- und Schneesicherheit
Das Schmelzwasser ist jederzeit auf dem Berg verfügbar, was die Einschneizeit verkürzt und hilft, das Schneesportangebot planmässig verfügbar zu machen.

Ressourcenschonung
Das Schmelzwasser wird am Berg gesammelt und muss nicht mehr vom Tal hochgepumpt werden, was Strom, Grundwasser und Geld spart.

Mehrwert für Sommergäste
Der Naturspeichersee wird als Naherholungsgebiet gestaltet und für ein weiteres Bergerlebnis erschlossen.

Nachhaltigkeit
Die Projektinvestition leistet einen Beitrag zur Sicherung der Lebensgrundlage der Engadiner Bevölkerung.

Interview mit Adrian Jordan, Leiter Schneesport & Bergerlebnisse

Switzerland Winter

«Der zweite Naturspeichersee ist ein echtes Win-Win-Projekt.»

Mit erfreulichen 87 Prozent wurde das Projekt «Naturspeichersee Nair Pitschen» im 2023 von der St. Moritzer  Stimmbevölkerung angenommen. Ein klares Ja zu einem zukunftsweisenden Vorhaben, das einen weiteren wichtigen Schritt zur langfristigen, nachhaltigen Entwicklung des Skigebiets Corviglia darstellt. Im Juni erfolgte der Spatenstich für den Naturspeichersee, welcher in den kommenden zwei Jahren im Gelände unterhalb von Munt da San Murezzan entsteht. Treibende Kraft hinter dem Vorhaben ist Adrian Jordan, Leiter Schneesport & Bergerlebnisse bei Engadin St. Moritz Mountains. Im Gespräch wirft er mit uns einen Blick auf die unterschiedlichen Aspekte dieses Nachhaltigkeitsprojekts und erzählt, warum es ein gutes Beispiel dafür ist, wie man als Tourismusregion die schonende Ressourcennutzung mit dem Gästenutzen verbinden kann.

Welche Vision verfolgt Mountains mit dem Projekt Naturspeichersee Nair Pitschen?
Dieses fantastische Schneesportangebot auf Corviglia auch in Zukunft anbieten zu können, ist der Treiber dieses Projekts. Und zwar nachhaltiger, effizienter und mit noch mehr Planungssicherheit. Zudem können wir die Pisten dank der beiden Naturspeicherseen künftig komplett mit recyceltem Schneewasser beschneien. Kurzum: Der Naturspeichersee Nair Pitschen ist ein wichtiges Puzzleteil für die langfristige, nachhaltige Entwicklung des Skigebiets.

Bleiben wir kurz beim Schneewasser-Recycling. Was bedeutet das?
Im Winter haben wir Schnee am Berg, der im Frühling schmilzt. Das Schmelzwasser fangen wir in den Speicherbecken der beiden Naturspeicherseen auf, übersommern dieses und nutzen es im nächsten Winter für die Beschneiung des Skigebiets. Das Schneewasser-Recycling stellt also einen Kreislauf dar: Das Wasser zirkuliert am Berg. Als Vergleich: Die vergangenen Jahrzehnte mussten wir für die Beschneiung das gesamte Wasser den Berg hinaufpumpen und hatten keinen solchen Kreislauf.

Der Bau des zweiten Naturspeichersees ist ein gesamtheitliches Projekt im Dreieck der Nachhaltigkeit, sprich der ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimension. Zoomen wir zuerst in die ökologischen Aspekte hinein: Welchen Einfluss hat das Projekt auf die weiteren Ressourcen, welche für die Bereitstellung des Bergerlebnisangebots genutzt werden?
Hinsichtlich der Ressourcennutzung bringt der zweite Naturspeichersee diverse Vorteile: Da das Wasser bereits auf dem Berg gespeichert ist, muss kein Grundwasser mehr aus dem Tal hochgepumpt werden – die Pumpsysteme werden zurückgebaut. All das benötigte Wasser ist jederzeit am Berg verfügbar, wodurch wir weniger Betriebsstunden für die Beschneiung aufwenden müssen; wir sparen also Strom, Wasser und Geld. Überdies ist der zweite Naturspeichersee ein Mehrwert für den Gast, denn wir gestalten ihn so, dass er auch als Naherholungsgebiet genutzt werden kann – ähnlich wie der Naturspeichersee Lej Alv. Der Naturspeichersee Nair Pitschen ist ein echtes Win-Win-Projekt: Er ist ein gutes Beispiel dafür, wie man als Tourismusregion das Thema schonende Ressourcennutzung mit dem Gästenutzen verbinden kann.

Auf wirtschaftlicher Ebene soll das Projekt das langfristige Fortbestehen des Bergerlebnisangebots auf Corviglia sichern. Wie gelingt das?
Das Projekt bringt uns noch mehr Schnee- und Planungssicherheit, was zwei matchentscheidende Kriterien für uns als Tourismusregion sind. Denn dank der beiden Naturspeicherseen haben wir künftig das komplette Wasser, welches wir für die technische Beschneiung benötigen, auf dem Berg. Sobald es ein kaltes Zeitfenster gibt, können wir mit der Schneeproduktion starten. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von der sogenannten Einschneizeit; also die Zeit, welche wir für die Einschneiung des Skigebiets benötigen. Von dieser Einschneizeit hängt vieles ab – so auch die planmässige Eröffnung des Skigebiets, welche nicht nur für uns, sondern für die Leistungsträger im Tal äusserst relevant ist. Früher, als wir noch gar keinen Naturspeichersee hatten, betrug die Einschneizeit für die ganze Corviglia mehrere Wochen – abhängig vom Wasser, das man hochpumpen konnte, vom Strom und von weiteren Faktoren. Mit unserem ersten Naturspeichersee, dem Lej Alv, konnten wir die Einschneizeit deutlich verkürzen. Mit dem zweiten Naturspeichersee Nair Pitschen nutzen wir die kalten Zeitfenster noch optimaler, sodass wir die Einschneizeit weiter verkürzen können. Dies gibt uns letztlich mehr Planungs- und Schneesicherheit. In Anbetracht der klimatischen Veränderungen ist das für uns als Schneesportdestination ein entscheidender Vorteil.

Welche Einsparungen werden durch das Projekt Naturspeichersee Nair Pitschen sonst noch erzielt?
Weil wir kein Grundwasser mehr den Berg hochpumpen müssen, sparen wir künftig nochmals circa eine Gigawattstunde Strom pro Jahr, was knapp 10 Prozent unseres gesamten Energiebedarfs als Unternehmen entspricht. Zur Veranschaulichung: Eine Gigawattstunde entspricht der Strommenge von etwa 300 Vier-Personen-Haushalten pro Jahr. Wir erzielen mit dem zweiten Naturspeichersee also eine drastische Stromsenkung, die wir durch reine Einsparmassnahmen nicht erreichen könnten. Zudem brauchen wir künftig kein Grundwasser mehr für die technische Beschneiung.

Lassen wir im Rahmen der sozialen Dimension des Projekts den Blick in die Zukunft schweifen: Was bringt der Naturspeichersee den nächsten Generationen?
Unser Skigebiet Corviglia erstreckt sich über 155 Pistenkilometer ab 1730 Meter bis auf 3057 Meter über Meer. Verschiedene Studien mit Klimaszenarien zeigen auf, dass Skigebiete in unserer Höhenlage über eine gute bis sehr gute Schneesicherheit mit einer Beschneiungsanlage für mindestens die kommenden 60 Jahre verfügen. Der zweite Naturspeichersee ist ein weiteres wichtiges Projekt unserer langfristigen Schneesportstrategie in Bezug auf das Angebot für unsere Gäste. Das Oberengadin mit seinen rund 17 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist grösstenteils vom Tourismus abhängig. Mit dieser Investition in den neuen Naturspeichersee leisten wir einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Erhalt der Lebensgrundlage von tausenden im Engadin einwohnenden Menschen, die direkt oder indirekt auf den Schneesporttourismus angewiesen sind.

Im Juni erfolgte der Spatenstich für den Naturspeichersee Nair Pitschen. Welche Herausforderungen bringt der Bau mit sich?
Die grösste Herausforderung ist das Wetter: Wir bewegen uns beim Bau des Naturspeichersees auf rund 2600 Metern Höhe. Bei einer solch hochgelegenen Baustelle müssen wir jederzeit mit Niederschlag in Form von Schnee rechnen. Die Wetterlage kann den Verlauf der Bauplanung stark beeinflussen. Deshalb hoffen wir auf gutes, weitgehend niederschlagsfreies Wetter, damit wir möglichst speditiv vorwärtskommen.

Und was war im bisherigen Projektverlauf dein persönliches Highlight?
Ich war überwältigt, mit welch grosser Zustimmung die St. Moritzer Bevölkerung dieses zukunftsweisende Projekt angenommen hat. 87 Prozent der Leute, die an die Urne gegangen sind, sind der Meinung, dass der Bau des zweiten Naturspeichersees ein wichtiges Projekt ist, das man umsetzen sollte. Das ist grossartig und motiviert uns sehr.

LEJ ALV – DER GROSSE BRUDER

Der aktuelle Naturspeichersee Lej Alv und damit der ältere wie auch grössere Bruder vom Lej Nair Pitschen ist von Sommer bis Herbst für Ausflüge zu Fuss oder mit dem Bike beliebt. Der «weisse See» verfügt über ein Volumen von rund 400'000 Kubikmeter und damit über rund 100'000 Kubikmeter mehr als sein kleinerer Bruder. Durch sein für die Beschneiung der Skigebiete genutztes Schmelzwasser wird pro Jahr der Strombedarf von rund 400 Haushalten eingespart. Die Füllung des circa 60 Meter höher gelegenen Lej Nair Pitschen erfolgt mit bereits installierten Pumpen und Leitungen vom Lej Alv, sobald dieser mit Schmelzwasser aus Winterschnee voll ist.

Wichtige Informationen

Sämtliche Wanderwege und Bikerouten in der Val Suvretta sind infolge erhöhtem Steinschlagrisiko gesperrt. Für die Mountainbike-Route „Suvretta Loop“ gibt es eine Alternativ-Route über Fuorcla Schlattain. Der Fopettas Trail ist geöffnet und über die Via Puzzainas erreichbar.